5.6.1999 Konzerthaus Wien, Großer Saal
6.6.1999
Franz SCHMIDT - Das Buch mit sieben Siegeln
Rudolf SCHASCHING (Johannes), Tenor
Robert HOLL (Stimme des Herrn), Baßbariton
Joanna BOROWSKA, Sopran
Barbara HÖLZL, Alt
Jörg HERING, Tenor
Karl-Heinz LEHNER, Baß
Wolfram KOLOSEUS, Orgel
Wiener Singakademie
Wiener Singverein
Wiener Symphoniker
Dir.: Leopold HAGER
Endzeitliche Posaunen, Sintflut, Weltenbrand, zuletzt überschweng-liche Halleluja-Chöre - „Apokalypse“ ist das Motto des heurigen Musik-festes im Rahmen der Wiener Festwochen. Mitten in diese hinein führte Samstag abend Franz Schmidts großes, knapp vor dem zweiten Weltkrieg entstandenes Oratorienwerk nach der Offenbarung des Johannes. [...]
Die apokalyptischen Bläserrufe, die großen dynamischen Gegensätze spornten die Musiker an, die Wiener Singakademie samt Singverein stand mit Kraft und gefühlvollen Piani an deren Seite.
Kurier
Das „Buch mit sieben Siegeln“ hat anscheinend Undurchführbares doch zuwegegebracht: Die Apokalypse (dadurch dem Festmotto gerecht wer-dend) des Johannes in ein musikalisches Gewand gekleidet zu haben. [...] Die Aufführung unter der handfest-dramatischen, die vereinigten Heerscharen der Mitwirkenden zu einem Ganzen formenden Leitung von Leopold Hager verschlang zwei Riesenchöre. Sowohl die Singakademie des Konzerthauses, als auch der Singverein des Musikvereins traten an, um die fast unsingbare Chorpartie bestmöglich zu realisieren. Lob und Preis gebührt ihren Chefs Heinz Ferlesch und Johannes Prinz.
Der Neue Merker
Das geheimnisvolle Buch so offen wie nie. Franz Schmidts "Buch mit sieben Siegeln" krönte am Wochenende das Musikfest der Wiener Konzerthausgesellschaft.[...] Die Aufführungen selbst waren dann vor allem durch eine Besonderheit geprägt, und das in doppeltem Sinne: Wohl zum ersten Mal hatte die Wiener Singakademie als "Hausherrin" den Singverein der Gesellschaft der Musikfreunde, Traditionsträger dieses Werkes seit der denkwürdigen Uraufführung vom 15. Juni 1938, zu Gast. Und in schönstem kollegialem Einverständnis brachten die beiden großen Wiener Chöre, von Heinz Ferlesch und Johannes Prinz fulminant einstudiert, eine Wiedergabe zustande, die in punkto Homogenität, Klarheit der Intonation und Transparenz der berüchtigt schwierigen Fugen gewiß von keiner vorangegangenen Aufführung übertroffen wurde. Eine Meisterleistung.
Die Presse
Die Festwochenaufführung im Konzerthaus hatte wirklich Format. Die Wiener Symphoniker ließen erkennen, daß sie mit diesem Werk seit langem engstens verbunden sind. Die vereinigten Chöre - Wiener Singakademie (Einstudierung: Heinz Ferlesch) und Wiener Singverein (Einstudierung: Johannes Prinz) - meisterten ihren gewaltigen Part bewundernswert, mit größter Homogenität und Durchschlagskraft. [...]
Eine würdige Aufführung, die betroffen machte. Eine Apokalypse an der Schwelle zum nächsten Jahrtausend. Mitten in Krieg, Not und Elend. Eigentlich hätte auf diese Wiedergabe betretenes Schweigen folgen müssen...
Wiener Zeitung